Schnarchen – Nervige Angewohnheit oder Lebensbedrohlich?

Eine individuelle Schiene aus der Zahnarztpraxis zur Bekämpfung der Atemstörung wird seit dem 01.01.2022 von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt, wenn die dafür notwendigen Voraussetzungen vorliegen. Zudem gibt es zahlreiche freiverkäufliche Produkte. Nicht alles hilft in jedem Fall. Hier ist es wichtig zu wissen, woher das Schnarchen kommt.

Nur wer weiß, warum die Nächte gestört sind, kann das entsprechende Gegenmittel wählen. Bei der Ursachenforschung helfen ein HNO-Arzt und ein Zahnarzt – und nicht zuletzt der Besuch im Schlaflabor. Wenn die Ursache für das Schnarchen gefunden wurde, kann nach Abhilfe gesucht werden.

Unterschiedliche Ansätze versprechen Hilfe

Am Markt sind sehr viele unterschiedliche Mittel gegen Schnarchen erhältlich, wie beispielsweise Antischnarchkissen und Antischnarchringe. Zudem gibt es Produkte, die die Nase freihalten, andere sorgen für einen geschlossenen Mund, weitere verhindern, dass auf dem Rücken geschlafen wird. Eine besondere Gruppe verlagert den Unterkiefer nach vorne, entweder durch individuell gefertigte oder durch manuell anpassbare, halb-individuelle Produkte. Das ist besonders wichtig, wenn durch das Schnarchen die Sauerstoffversorgung unterbrochen wird. In diesem Fall ist es lebenswichtig, einen Spezialisten zu konsultieren.

Unterbrochene Sauerstoffversorgung löst Folgeerkrankungen aus

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine Atemstörung, die während der Tiefschlafphase auftritt. Diese Atemaussetzeer gefährden die Gesundheit. Nicht zu verwechseln ist sie mit einfachem Schnarchen. Dabei erschlafft die Rachenmuskulatur während des Schlafens, Gaumensegel und Zäpfchen flattern mit der Atemluft. So entstehen Schnarchgeräusche. Gefährlich wird das erst, wenn sich Rachenmuskulatur und Zunge so entspannen, dass sie die Atemwege blockieren. Dauern die Aussetzer länger als 10 Sekunden, kann das gefährlich werden. Die Sauerstoffversorgung wird unterbrochen, Puls und Blutdruck sinken, der Betroffene wacht auf, ohne es zu merken. Treten die Atemaussetzer in einer Nacht häufiger auf, können ausgeprägte Tagesmüdigkeit oder sogar Herz- und Kreislauferkrankungen, Depressionen und Diabetes die Folge sein.

Abhilfe durch eine Unterkieferprotusionsschiene

Eine individuell angefertigte Schiene, die Unterkieferprotusionsschiene, kann Abhilfe schaffen. Sie wird nur während des Schlafes getragen und schiebt den Unterkiefer leicht nach vorne. Dadurch verhindert sie, dass die Zunge zurücksinken kann.

Grundlagen, Voruntersuchungen und Nebenwirkungen

Seit dem 01.01.2022 sind individeull hergestellte und einstellbare Unterkieferprotusionsschienen zur Behandlung von schlafbezogenen Atemstörungen bei Schlafapnoe für Erwachsene Bestandteil der Versorgung durch gesetzliche Krankenkassen. Grundlage dafür ist eine ärztliche Indikation und Überweisung ebenso wie ein Ausschluss zahnmedizinischer Kontraindikationen.

Abhilfe ohne ärztliche Hilfe

Wer sicher ist, nicht am obstruktiven Schlafapnoe Syndrom zu leiden und zunächst freiverkäufliche Produkte ausprobieren möchte, sollte sich selbst gut beobachten und versuchen herauszufinden, was das Schnarchen verursacht.

Nicht empfehlenswert

Aintischnarchkissen versprechen zwar eine optimale Schlafposition, sind aber laut Stiftung Warentest ebenso empfehlenswert wie Antischnarchringe, die durch Akkupressur wirken sollen. Ähnlich schlecht schlossen beim Test der Stiftung Warentest alle Produkte ab, die den Mund geschlossen hielten. Ursache hierfür waren vor allem fehlende Studien zum Nachweis der Wirksamkeit.

Mit Einschränkung geeignet

Schienen, die den Unterkiefer vorne halten, können immer dann geeignet sein, wenn der Zahnarzt sie empfiehlt. Sehr selten wird das Schnarchen im vorderen Nasenbereich verursacht. In diesem Fall können Produkte, die den Atemweg offenhalten, helfen. In welchen fällen das möglich ist, weiß der HNO-Arzt. Nasenpflaster sind aufgrund ihrer geringeren Hebewirkung weniger wirksam als Klammern. Produkte, die das Schlafen auf dem Rücken verhindern, wie etwa ein großer Rucksack, sind zwar wirkungsvoll, aber nur dann, wenn der Schnarcher das Geräusch ausschließlich in Rückenlage erzeugt und damit auch noch schlafen kann.

 

Quelle: MundRaum 01/22