Diagnose Parodontitis – Was nun?

Parorodontitis lässt sich meist erfolgreich behandeln. Je füher sie beim zahnärztlichen Kontrollbesuch erkannt wird, umso besser lässt sich der Schaden begrenzen, den sie anrichtet. Die systematische Parodontitistherapie erfolgt in mehreren Stufen. Ziel ist es, die Bakterien als Verursacher der Krankheit zu beseitigen und damit auch der Entzündung Einhalt zu gebieten – im Mund und im gesamten Körper. Für den dauerhaften Erfolg ist die aktive Mitarbeit von Patientinnen und Patienten gefragt.

 

Schritt 1 : Parodontitis erkennen. Vorsorgeuntersuchung

Um eine parodontale Erkrankung zu erkennen, werden Zähne, Zahnfleisch und die gesamte Mundhöhle untersucht. Dafür gibt es eine spezielle Vorsorgeuntersuchung, die im Rahmen der zahnärztliche Kontrolle erfolgt und nur wenige Minuten dauert: den Paorodontalen Screening Index (PSI). Dabei wird das Zahnfleisch Zahn für Zahn mit einer stumpfen Sonde abgetastet. Dies ist kaum spürbar. Bei Auffälligkeiten wird dann mit einer Parodontalsonde untersucht, ob es zu Blutungen kommt oder sich Zahnfleischtaschen gebildet haben. Taschenmesswerte bis 3mm sind dabei normal, ab einer Tiefe von 4mm bedarf es einer Behandlung. Aufschluss darüber, ob bereits Knochenverlust stattgefunden hat, geben zusätzliche Röntgenbilder. Gesetzlich Versicherte haben alle zwei jahre einen Anspruch auf diese sinnvolle Früherkennenungsmaßnahme.

Schritt 2: Parodontitis behandeln

Die Therapie hat das Ziel, die Bakterien (Biofilm, Plaque) als Verursacher der Krankheit vollständig und dauerhaft zu beseitigen und die Entzündung zu stoppen. Dabei ist Teamarbeit gefragt: Neben der Behandlung in der Praxis gehört auch die häusliche Mundhygiene der Betroffenen zu einer erfolgreichen Therapie:

1. Stufe: Mundhygiene: entfernung von Bakterienbelägen und Optimierung der häuslichen Zahnpflege

Gleich von Anfang an kommt es bei der Parodontitistherapie entscheidend auf die Mitwirkung der Patientinnen und Patienten an. Denn die tägliche Mundhygiene entscheidet maßgeblich über den nachhaltigen Erfolg einer Therapie, indem Bakterien und Entzündung dauerhaft beseitigt bleiben. Daher beginnt die Therapie mit einer ausführlichen Unterweisung und praktischen Tipps für die optimale Zahnpflege. Neben der richtigen Putztechnik gehört dazu auch der Gebrauch von Hilfsmitteln zur Reinigung der Zahnzwischenräume. Darüber hinaus erfolgt eine professionelle Zahnreinigung. Durch diese erste Hygienephase wird die Bakterienmenge verringert und die oberflächliche Entzündung geht zurück.

Weil neben mangelnder Zahnpflege auch andere Risikofaktoren den Behandlungserfolg gefährden können, sind ggf. auch weitere Änderungen im Gesundheitsverhalten empfehlenswert (Nikotinentwöhnung, Verbesserung der metabolischen Kontrolle eines Diabetes, evtl. körperliche Bewegung, Ernährungslenkung und Gewichtsreduktion). Bei Patienten mit Karies, überhängenden Füllungen u.Ä. werden diese möglichen Nischen für Bakterien parallel zur Paorodntalbehandlung entfernt. Unter Umständen müssen gelockerte Zähne geschient oder nicht erhaltungswürdige Zähne gezogen werden.

2. Stufe: Reinigung der Zahnfleischtaschen

Unter örtlicher Betäubung werden die bakteriellen Beläge von den Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischsaumes bzs. in den Zahnfleischtaschen (subgingival) entfernt. Je nachdem, wie viele Zähne betroffen sind, bietet sich ein Vorgehen in mehreren Sitzungen an. Diese Reinigung kann mithilfe von Handinstrumenten oder unter Nutzung von Schall- und Ultraschallinstrumenten durchgeführt werden, eine effiziente Reinigung wird auf beiden Wegen erzielt. Bei sehr schweren klinischen Verlaufsformen kann es sinnvoll sein, diese subgingivale Rinigung der Wurzeloberflächen mit der Gabe von Antibiotika zu kombinieren.

Zwischenkontrolle:

Nach einigen Wochen wird der Erfolg der Therapie überprüft und das Zahnfleisch beurteilt. Nach dieser Zeit ist eine Heilung des entzündeten Gewebes erfolgt. Nun können die Zahnfleischtaschen erneut gemessen werden und sie sollten weniger tief sein als zuvor und im besten Fall gänzlich ausgeheilt. Die Heilung der Taschen führt zu einer Straffung des Zahnfleischs. Die folge können je nach vorheriger Taschentiefe ,,längere“ Zähne mit freiliegenden Zahnhälsen und breiteren zahnzwischenräumen sein. Daher sollte bei der Revaluation erneut eine Anpassung der Mundhygienehilfsmittel erfolgen, insbesonder für die interdentalpflege, um die häusliche Pflege auf ein Optimum zu halten,

3. Stufe: Korrektive Phase

Wenn die bisherige Behandlung nicht ausgereicht hat, um die Zahnfleischtaschen zu beseitigen oder zu verringern, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten. So können Resttaschen erneut gereinigt werden. Es kann aber auch sein, dass eine chirurgische Beseitigung der Taschen nötig ist, um Auflagerungen, die in schwer zugänglichen sehr tiefen Zahnfleischtaschen oder Wurzelablagerungen verblieben sind, zu entfernen. Bei diesem Vorgehen können bei Bedarf auch Zahnfleisch und Zahnteile entfernt werden. In seltenen Fällen besteht sogar die Möglichkeit, den Zahnhalteapparat wieder herzustellen (sog. regenerative Verfahren).

4.Stufe: Nachsorge

Der langfristige Erfolg der Parodontalbehandlung hängt von der Mitarbeit des Patienten/der Patientin durch eine optimale tägliche Mundhygiene und von der regelmäßigen Nachsorge durch das zahnärztliche Praxisteam ab (unterstützende Parodontitistherapie – UPT).

Im Rahmen der UPT werden nicht nur Zähne und Zahnfleisch durch das Messen der Zahnfleischtaschen kontrolliert, sondern auch die Mundhygiene. Ebenso werden andere Faktoren beurteilt, wie z.B. Stress, Lebensgewohnheiten oder der Allgemeinzustand, da diese den Verlauf beeinflussen. Den Patienten werden Hinweise zur optimalen Mundhygiene gegeben und die Zähne sowie verbliebene Zahnfleischtaschen professionell gereinigt. So können aktive Erkrankungsschübe frühzeitig erkannt und behandelt werden, wodurch weiterer Abbau des zahnhalteapparates vermieden werden kann. Die Häufigkeit der Nachsorgetermine richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem persönlichen Erkrankungsrisiko. In den meisten Fällen ist ein Nachsorgetermin alle drei bis sehcs Monate nötig. Ohne regelmäßige Nachsorge besteht die Gefahr, dass die Erkrankung wiederkehrt und sich die Zerstörung des Zahnhalteapparates fortsetzt.

 

Parodontitistherapie ist Teamarbeit: Nehmen Sie die Behandlungstermine und die Termine der unterstützenden Parodontitistherapie unbedingt wahr und machen Sie eine sorgfältige Mundhygiene mit den empfohlenen Hilfsmitteln zur täglichen Routine.

 

Quelle: PAROplus