Zahnverlust und Rauchen – es ist kompliziert

Das Jahr ist noch jung. Wer sich vorgenommen hat, seit dem 1.1.2022 nicht mehr zu rauchen, macht vermutlich gerade jetzt eine schwere Zeit durch. Motivation zum Durchhalten kommt aus der Zahnarztpraxis, denn auch im Sinne der Mundgesundheit gibt es viele Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören: Rauchen hat nicht nur Konsequenzen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit oder das Risiko, bestimmte Krebsarten zu entwickeln.

Das Parodont wird durch Tabak sowie die Verbrennungsprodukte aus Tabakrauch in Mitleidenschaft gezogen. So haben Raucher ein höheres Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln und dadurch Zahnverluste zu erleiden als Nichtraucher. Häufige Warnsignale für Parodontitis sind Zahnfleischbluten und Gingivitis. Ausgerechnet das Rauchen selbst unterdrückt aber das Zahnfleischbluten trotz einer bereits vorangeschrittenen Schädigung, sodass sich Raucher der Gefahr kaum bewusst sind. Umso wichtiger ist daher die Aufklärung in der Zahnarztpraxis.

Parodontitis ist ein chronischer, zerstörerischer Zustand, der durch parodontopathogene Bakterien und eine Entzündungsreaktion in Verbindung mit weiteren Mechanismen des Immunsystems verursacht wird. Die Wirtsreaktion wird durch genetische und umweltbedingte Faktoren wie Rauchen modifiziert, das sich als sehr wichtiger Risikofaktor für chronische Parodontitis bei Erwachsenen und auch bei Jugendlichen erwiesen hat. Bei der Parodontitis spielt die Wirtsantwort tatsächlich eine wichtige Rolle bei der Zerstörung von Bindegewebe und Knochen. Rauchen beeinflusst das Immunsystem und beeinträchtigt die Wirtsreaktion durch mehrere Mechanismen, sowohl systemisch als auch lokal im Speichel und im Gingival crevicular fluid (GCF). Systemisch erhöht Rauchen die Zahl der Neutrophilen im peripheren Blut, aber ihre Fähigkeit, durch die Kapillarwände zu wandern, ist beeinträchtigt. So schädigen die reizenden und kanzerogenen Substanzen wie etwa unvollständige Verbrennungsprodukte, Stickoxide, Nitrosamine, Formaldehyd, Schwefeldioxid und freie Radikalbildner die Schleimhaut direkt, indirekt bewirkt unter anderem Nikotin eine Verengung der Gefäße, wodurch die Durchblutung vermindert wird. Das Gewebe wird dadurch schlechter versorgt, was zu einer Beeinträchtigung der Immunzellen führt und als Konsequenz die Schwächung der Abwehrkräfte in der Mundhöhle zur Folge hat. Verletzungen und Entzündungen heilen so schlechter ab.