The Neverending Story

Geht es um das Thema ,,Fluoride in der Prophylaxe“, ist die Verunsicherung der Patienten in den Praxen deutlich spürbar. Je nach ,,Weltanschauung“ überwiegen die Pros oder Contras. Dem Praxisteam kommt die Aufgabe zu, richtig aufzuklären.

Fluoride sind immer wieder ein beliebtes Streitthema, das zuletzt wieder häufiger aufgekommen ist und für Diskussionen sorgte. Umso wichtiger ist es für die Praxismitarbeiterinnen, die Ängste und Sorgen der Patienten aufzugreifen und Aufklärung zu betreiben.

DH Anja Osang weiß aus langjähriger Erfahrung, dass dieses Thema nicht immer einfach ist und es viel Empathie und Sensibilität für die Bearbeitung braucht. ,,Ich finde es wichtig, den Patienten nicht unsere Meinung zu Fluoriden aufzuzwingen. Viel wichtiger ist es, Fakten anzubringen: Fluoride beugen der Demineralisation des Zahnschmelzes vor und fördern dessen Remineralisation, also die Wiedereinlagerung von Kalzium und Phosphat. Durch Fluoride werden die Zähne deutlich säureresistenter. Eine indikationsabhängige Fluoridanwendung in Form von Zahnpasta, Fluoridlacken oder Fluoridlösungen ist der Schlüssel zum Erfolg in der Kariesprävention. Dies muss man den Patienten vermitteln. Und natürlich auch, dass wir in der Praxis oder in der häuslichen Mundhygiene kein Fluor sondern Fluoride verwenden.“

Vor allem die Verwechslungsgefahr zwischen Fluor und Fluorid ist einer der größten Stolpersteine in der andauernden Debatte um das Thema. Selbst in der eigentlich seriösen Berichterstattung führt unsaubere Recherche zu Fehlern. Osang klärt auf: ,,Fluor ist sehr giftig und stark ätzend. Sein Salz, das Fluorid, ist in hoher Konzentration ebenfalls giftig. Allerdings werden Fluoride in der Prophylaxe nur in Spuren verwendet. Genau aus diesem Grund wird auf eine entsprechende Dosierung geachtet und über den gesunden Umgang mit Fluoriden aufgeklärt.“ Fluoride zählen zu den natürlichen Spurenelementen, härten den Zahnschmelz und sind deswegen wichtig. Eine genau dosierte Verwendung ist also in keiner Weise gefährlich. Häufig treffen Praxismitarbeiterinnen auf beunruhigte Eltern – Kleinkinder seien aufgrund ihrer geringen Körpergröße doch auch bei kleinen Dosen Fluorid anfällig für Gesundheitsprobleme. Doch auch da, kann Osang aufkommende Ängste mildern: ,,Dass ein Kind eine ganze Zahnpastatube verschluckt, ist in der Realität eher unwahrscheinlich. Um ganz sicher zu gehen, empfehlen wir, nach dem Zähneputzen den Mund mit Wasser auszuspülen. Bei kleinen Kindern sollte man einen ,,Hauch“ von Zahncreme verwenden und diese kleine Menge etwas in die Borsten drücken, sodass die Zahncreme nicht sofort runtergeschluckt wird, sondern auch lokal auf den Zähnen wirken kann.“

Zur Aufklärung gehört auch, dem Patienten die verschiedenen Möglichkeiten zur Prophylaxe genau zu erläutern: ,,In der Praxis werden zur Fluoridierung hauptsächlich Fluoridlösungen verwendet. Bei hohem Kariesrisiko oder bei Kindern mit Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) verwenden wir je nach Alter des Patienten Fluoridlacke.“ Bei Erosionen sind fluoridhaltige Mundspüllösungen zu empfehlen, Fluoridgele sollten bei der häuslichen Anwendung vorallem bei hohem Kariesrisiko eingesetzt werden. Zusätzlich rät Osang ihren Patienten, den Zuckerersatzstoff Xylit in entsprechender Dosierung zu verwenden. Xylit kann von den Plaquebakterien nicht verstoffwechselt werden und hat zudem eine antimikrobielle Wirkung. Es kommt bei regelmäßiger Einnahme zu einem gesunden Säure-Basen-Gleichgewicht in der Mundhöhle und damit auch zu weniger säurebildenden Bakterien im Mund und einer positiven Zusammensetzung der Mikroflora.

 

Karies erklären

Eine Methode, den Patienten zu überzeugen, ist auch die genaue Darstellung des Krankheitsbilds von Karies: ,,Die Zähne sind tagtäglich durch unsere Nahrungsaufnahme (versteckte Zucker) häufigen Phasen der Demineralisation ausgesetzt. Die Mikroorganismen im Zahnbelag und im Speichel bauen die aufgenommenen Kohlenhydrate ab. Dabei werden Säuren freigesetzt, die den Zahn schädigen. Durch die Fluoride bildet sich auf der Zahnoberfläche Kalziumfluorid.“ Außerdem seien die Fluoridablagerungen auf dem Zahn nicht von Dauer, sondern müssten kontinuierlich zugeführt werden. Nur dadurch bilde sich eine stabile Kalziumfluoriddeckschicht auf der Zahnoberfläche, die dann auch präventiv wirken kann. Patientenaufklärung ist also das A und O –  dennoch wird es immer wieder Fälle geben, in denen all die Aufklärung nicht zum nötigen Erfolg führt. Lehnt der Patient auch weiterhin kategorisch Fluoride in der Prophylaxe ab und zeigt sich uneinsichtig, hat Osang den passenden Tipp: ,,Bei kompletter Ablehnung von Fluoriden ist eine gründliche Ernährungsberatung wichtig, um Zuckerimpulse zu reduzieren sowie eine ausführliche Mundhygieneinstruktion mit Interdentalraumpflege, Zungenreinigung und zusätzlicher Reinigung des Sulkusbereichs mit einer Einbüschelbürste zu veranlassen. “

 

Quelle: DentalTeam (deutscher Ärzteverlag)