Parodontitis ist heilbar
Immer mehr Menschen sind von der Entzündung des Zahnhalteapparates betroffen, und sie hat weitreichende Folgen. Die gute Nachricht: Die Erkrankung ist gut behandelbar, erfordert aber aktive Mitarbeit vom Patienten.
Wohl niemand würde beim Filmkuss zwischen Vivien Leigh and Clark Gable in ,,Vom Winde verweht“ an Mundgeruch denken. Dennoch könnte die Szene für die Filmpartnerin eher unangenehm gewesen sein: Gable litt an Parodontitis und hatte dem zufolge einen strengen Atem. Der US-Filmstar wäre Berichten zufolge beinahe an der Infektion gestorben, er musste sich alle Zähne ziehen lassen und war auf eine Totalprothese angewiesen.
Mit dem Alter steigt das Risiko
Der Dreh des Filmklassikers liegt zwar gut 70 Jahre zurück, doch ein Thema ist Parodontitis heute mehr denn je. In Deutschland ist die Parodontitis unter Erwachsenen und Senioren weitverbreitet, mit steigender Tendenz. Ein Grund für die wachsende Verbreitung wird unter anderem darin gesehen, dass das allgemeine Risiko, eine Parodontits zu entwickeln, mit dem Alter steigt. Und da nicht nur die Bevölkerung immer älter wird, sondern mit den alten Menschen auch ihre Zähne, steigt so die Gefahr für die Erkrankung.
Hauptgrund für Zahnverlust und Gefahr für die Gesundheit
Unter einer Parodontitis verstehen Zahnmediziner eine Entzündung des Zahnhalteapparates, allgemein besser unter der Bezeichnung ,,Parodontose“ bekannt. Mit der Erkrankung kommt es zu einem Abbau des Zahnhalteapparates, wodurch die Zähne letzendlich ihren festen Halt verlieren. Die Erkrankung ist bei den über 45-Jährigen der Hauptgrund für Zahnverlust. Zahnmediziner sehen die Entzündung im Mundraum als ein wesentliches Gesundheitsproblem an, das Kaufunktion und Ästhetik beeinträchtigt und im schlimmsten Fall zu Zahnverlust führt. Darüber hinaus zeigen immer mehr Forschungsergebnisse, dass eine Parodontitis auch eine Gefahr für die allgemeine Gesundheit sein kann.
Erkrankung wenig bekannt
Dennoch ist Parodontose in der Bevölkerung wenig bekannt. Viele Menschen können die Ursachen und Folgen nicht richtig einschätzen, wie eine Umfrage des Deutschen Instituts der Zähnärzte zeigt (IDZ). Mehr als 60 Prozent der Befragten konnten spontan keine Folgerisiken der Parodontitis nennen. Nahezu zwei Dritteln war nicht klar, dass unzureichende Mundhygiene zu ihren Hauptursachen zählt.
Erste Warnzeichen: Blutungen und rotes Zahnfleisch
Eine Parodontitis entwickelt sich in der Regel langsam und schleichend über viele Jahre. Sie beginnt meist schmerzfrei, weshalb viele Menschen nichts von der Erkrankung bemerken. Dennoch gibt es erste Warnzeichen wie geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch sowie wiederholtes Zahnfleischbluten. Die Blutungen treten häufig beim Zähneputzen auf, bei der Anwendung eines Zahnstochers und ähnlicher Hilfsmittel oder beim Biss in den Apfel. Spätestens bei diesen Anzeichen sollten Patienten in unsere Zahnarztpraxis kommen, damit wir den näheren Ursachen auf den Grund gehen können.
Vom Zahnbelag bis zu Zahnfleischtaschen
Hauptauslöser einer Parodontitis ist nicht entfernter bakterieller Zahnbelag. Zunächst ist nur das Zahnfleisch von der Entzündung betroffen, in der Zahnmedizin auch als Gingivitis bezeichnet. In diesem Stadium ist die Entzündung durch verstärkte Mundhygiene noch leicht rückgängig zu machen. Bleibt der Zahnbelag dagegen bestehen und verfestigt er sich noch durch Einlagerungen von Mineralstoffen (Zahnstein), kann er weiter bis in Richtung Zahnwurzel fortschreiten. Es bilden sich Zahnfleischtaschen, in denen Bakterien nisten.
Verhaltensfaktoren und Gene
Betroffene können eine Parodontitis etwa daran erkennen, dass das Zahnfleisch zurückgeht, auf Druck eine gelbliche, eiterähnliche Flüssigkeit am Zahnfleischsaum austritt und sich hartnäckiger Mundgeruch bemerkbar macht. Vielleicht ist es sogar schon zur Lockerung eines Zahns gekommen. Schweregrad und Verlauf der Erkrankung werden von der Art und Menge der auslösenden Bakterien bestimmt sowie von den Abwehrkräften des Patienten. Zudem können Rauchen und Stress eine Parodontitis verstärken. Neben den Verhaltensrisiken spielen auch die Gene eine Rolle, insbesondere wenn die Parodontitis einen aggressiven Verlauf nimmt. Dann tritt sie meist plötzlich auf, und es kommt innerhalb weniger Wochen und Monate zum Abbau des Zahnhalteapparates, häufig schon in jungen Jahren.
Gefahren auch für die Allgemeingesundheit
Bleibt die bakterielle Infektion in der Mundhöhle unbehandelt, stellt sie eine Belastung für den ganzen Organismus dar. Bakterien und Entzündungsmoleküle aus den Zahnfleischtaschen gelangen über das Blut an andere Stellen des Körpers, belasten den Stoffwechsel und das Gefäßsystem. Es gibt viele Hinweise dafür, dass eine Parodontitis mit einem erhöhten Risiko für Allgemeinerkrankungen einhergeht, u.a. für Arteriosklerose, Schlaganfall, Herzinfarkt und Diabetes, sowei bei einer Schwangerschaft mit einem höheren Risiko für eine Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht.
Die Parodontitis unter Kontrolle
Eine wichtige Voraussetzung, eine Parodontitis samt ihrer Folgen und Risiken zu vermeiden, ist der regelmäßige Kontrollbesuch in unserer Zahnarztpraxis. Nur die zahnärztliche Untersuchung kann eine Entzündung des Zahnhalteapparates sicher diagnostizieren. Zur Frühdiagnose setzen wir eine Sonde ein, welche die Tiefe von Zahnfleischtaschen in Graden von 0 bis 4 misst sowie die Blutungsneigung des Zahnfleisches bestimmt (Parodontaler Screening Index = PSI). Ein PSI-Wert ab 3 gilt als behandlungsbedürftig.
Quelle: Gute Zähne schönes Leben