Prophylaxe für alle – Zähne und Zahnfleisch altersgerecht schützen

Vorbeugen ist besser als heilen: Das gilt auch in der Zahnheilkunde, denn die passende Prophylaxe kann Zähne ein Leben lang gesund erhalten. Die Prophylaxemaßnahmen richten sich nach dem Alter. Hier finden Sie Tipps für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren.

Fast die Hälfte aller Karieserkrankungen, die bei der Einschulung der Kinder festgestellt werden, ist während der ersten drei Lebensjahre entstanden. Sobald sich das erste Zähnchen zeigt, sollte mit dem Zähneputzen begonnen werden, und zwar einmal täglich mit Wasser und einmal täglich mit einer geringen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (500 ppm Fluorid). Sind dann alle Milchzähne durchgebrochen, sollte zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge Kinderzahnpasta geputzt werden.

,,Mama, will selber Zähne putzen“

Für Kleinkinder gibt es spezielle Lernzahnbürsten mit kleinen, schmalen Bürstenköpfen. Grundsätzlich gilt: Die Eltern sollten die Zähne der Kinder bis ins Grundschulalter jedes Mal vorputzen. Erst dann kann man dem Nachwuchs das Zähneputzen überlassen. Kleinkindern und Kindern kann man die KAI-Methode empfehlen:

K= Kauflächen putzen = auf den Kauflächen hin- und herbürsten

A= Außenflächen putzen = auf die Außenflächen Kreise malen

I= Innenflächen putzen = Innenflächen von rechts nach links, vom Zahnfleisch zum Zahn auswischen

Zudem sollten die Eltern wissen: Auch ,,zahngesunde“ Ernährung unterstützt die Zahngesundheit der Kinder. Zu trinken sollte ihnen möglichst nur Wasser angeboten werden. Und das so früh wie möglich aus dem Becher. Die Flasche ist allenfalls für Unterwegs geeignet. Sie sollte auch möglichst nicht zum Einschlafen gegeben werden. Besonders schlecht für die Zähne sind Fruchtsäfte, denn sie sind süß und enthalten Säure – stressen die Zähne also doppelt. Um die Versorgung mit Fluorid sicherzustellen, empfiehlt sich für die ganze Familie die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz, die sich inzwischen etabliert hat. Dagegen ist die Bedeutung der Tablettenfluoridierung bei Kindern ruckläufig und wird von den Zahnärzten weitestgehend abgelehnt. Mit dem ersten Zähnchen sollte auch der Startschuss für die regelmäßige Betreuung beim Zahnarzt fallen. Empfohlen werden drei Früherkennungsuntersuchungen: zwischen dem 6.. und 9., dem 10. und 20. und im 21. Lebensmonat. Dann kann eine beginnende Karies rasch behandelt werden. So wird verhindert, dass ein Zahn den anderen mit Karieserregern ansteckt und der Milchzahn bleibt als Platzhalter für den bleibenden Zahn.

Jugendliche anspornen: ,, Feiere Deine Zähne“

Jugendliche sollten ihre Zähne pflegen wie Erwachsene auch. Größtes Problem: sie langfristig bei der Stange zu halten. Laut der sog. KiGGS Welle 2, einer Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, steigt mit zunehmendem Jugendalter die Gefahr, dass die Zähne nicht ausreichend oft geputzt und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen zu selten in Anspruch genommen werden. Neben Aufklärung und guten Argumenten ist vor allem die richtige Ansprache durch das Praxispersonal entscheidend, um Jugendliche in der Pubertät vom Nutzen der Mundhygiene zu überzeugen und sie zur Zahnpflege zu motivieren. Und: Viele Jugendliche haben eine Zahnspange. Bei einer festen Zahnspange muss ganz besonders auf gründliche Mundhygiene geachtet werden, Hilfsmittel wie Interdental- oder Einbüschelbürste sind dann kosequent zu benutzen.

Kinder kosten keine Zähne

,,Jedes Kind kostet einen Zahn“ : Dass das nicht stimmt, sollten alle Schwangeren wissen. Sie sollten aber auch wissen, dass sie während der Schwangerschaft, möglichst aber schon in den Monaten davor ihre Mundgesundheit im Blick haben sollten. Schon bei Kinderwunsch empfiehlt sich deshalb ein Check beim Zahnarzt. Eventuell notwendige Eingriffe können dann noch vor der Schwangerschaft durchgeführt werden. Auch eine professionelle Zahnreinigung ist empfehlenswert. Eine konsequente Mundhygiene ist auch erforderlich, weil gerade in den ersten Schwangerschaftsmonaten das Risiko für Karies erhöht ist, etwa als Folge von Heißhungerattacken auf  Süßes oder Saures oder einer hormonell bedingt veränderten Zusammensetzung des Speichels. Bei erhöhtem Kariesrisiko, kann die Anwendung eines fluoridhaltigen Gels erwogen werden. Für die Zähne ist es auch kritisch, wenn schwangere Frauen unter Erbrechen leiden. Sie sollten danach den Mund gründlich mit Wasser, anschließend mit einer Mundspüllösung ausspülen. Denn die Magensäure greift den Zahnschmelz an. Mit dem Zähneputzen sollte etwa 30 min gewartet werden. Das Zähneputzen kann den Zahnschmelz schädigen, der nach dem Kontakt mit der Magensäure anfällig ist.

,,Healthy Aging“ – auch im Mund

,,Healthy Aging“, also ,,gesundes Altern“ ist ein Ziel der heutigen Senioren. Dazu gehören gesunde Zähne, möglichst ein Leben lang. Damit das gelingt, können Sie den älteren Menschen einige Tipps geben, die über die übliche Zahnpflege und Mundhygiene hinausgehen. Viele Senioren leiden unter Mundtrockenheit (Xerostomie). Die meisten trinken zu wenig. Bei manchen sorgen Medikamente für Mundtrockenheit. Klagen die Patienten darüber, sollte nach der Flüssigkeitszufuhr gefragt werden. Empfohlen werden täglich 1,5 Liter zucker- und säurefreie Getränke. Sie regen den Speichelfluss an, der als ,,biologiche Zahnbürste“ die Zähne schützt. Gleiches gilt für Kaugummi und zuckerfreie Bonbons. Ein ausreichender Speichelfluss ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Speichel wirkt antibakteriell, neutralisiert Säuren und unterstützt die Remineralisation. Fehlt er, erhöht sich das Risiko für Karies und Parodontitis. Ein trockener Mund kann das Sprechen und Schlucken erschweren und begünstigt Infektionen. Für starke Mundtrockenheit gibt es Medikamente.

Parodontitis verhindern

Wichtig ist auch der regelmäßige Blick aufs Zahnfleisch. Während in jüngeren Jahren die Karies im Vordergrund steht, droht später eher eine Parodontitis. Ab einem Alter von 50 Jahren ist die Parodontitis der häufigste Verursacher von Zahnverlust. Regelmäßige professionelle Zahnpflege kann eine beginnende Zahnfleischentzündung wirksam behandeln und einen schweren Verlauf verhindern. Dazu gehören Mundhöhlenkarzinome, Speicheldrüsenkarzinome oder auch Pilzinfektionen.

 

Quelle: WIR in der Praxis